Thomas W. H. Koppermann präsentiert:
Die ehemalige Dorfkirche in Todendorf (Schleswig-Holstein)
(zuletzt geändert:
09.09.2024)
Die Kirche, deren Orgel ich hier vorstelle, existiert leider nicht mehr.
Sie wurde im Januar 2018 entwidmet und ist inzwischen abgebrochen worden.
Auf dem Grundstück entstand ein neues Feuerwehrgerätehaus der Gemeinde Todendorf.
Die Kleinkirche von Todendorf gehörte zur evangelischen Kirchengemeinde Eichede (Ortsgemeinde Steinburg).
Sie wurde 1966/1967 im Rahmen des Kapellenbauprogramms der evangelischen Landeskirche errichtet,
als in Schleswig-Holstein sehr viele dieser kleinen Kirchen bzw. Kapellen kostengünstig in ähnlicher Bauweise
mit vier-, fünf-, sechs- und achteckigem Grundriss und bis zum Boden reichenden Zeltdach erbaut wurden.
(Näheres dazu findet man in dem Buch "... viele kleine Kirchen" von Matthias Ludwig).
Die Kirche in Todendorf wurde Pfingsten 1967 eingeweiht.
Im seitlich stehenden Kirchturm gab es drei Glocken unterschiedlicher Größe.
Das moderne Kirchenschiff war fünfeckig, und der Innenraum bot Platz für mehr als 100 Besucher.
Die Entscheidung zur Aufgabe der Kirche ist keinem der Beteiligten leicht gefallen und hat sich lange hingezogen.Letztendlich hat aber doch der für eine fällige Sanierung zu hohe Finanzbedarf den Ausschlag gegeben.
Als ich erfuhr, dass die Kirche und damit auch die schöne, kleine Orgel verschwindet, habe ich die "Gelegenheit der letzten Tage" genutzt,
und schnell noch einige dokumentarische Fotos gemacht, um wenigstens ein paar Bilder für die Nachwelt zu erhalten.
Vielen Dank an die Kirchengemeinde Eichende für die freundliche Unterstützung!
Wie man hier sehen kann, ist eine "Nicht-mehr-Kirche" ohne Altarkreuz und weitere sakrale Ausstattung ein sehr trauriger Anblick,
und es ist schwer nachvollziehbar, dass ein so schöner, lichtdurchfluteter Raum aufgegeben werden muss.
Die bei meinem Besuch glücklicherweise noch vorhandene Orgel befand sich auf einer kleinen Empore über dem Eingang.
Die Orgel wurde als "hinterspielige Brüstungsorgel" durch die Firma Becker aus Kupfermühle erbaut, hatte
ein Manual (C - f³), Pedal (C - f'), 6 Register, Pedal-Manual-Koppel sowie mechanische Register- und Spieltraktur.
Das sehr ansprechend gestaltete Gehäuse wurde aus Eichenholz gefertigt. Die Orgel kostete damals 21.000,- DM.
Am Arbeitsplatz des Organisten ging es eher eng zu, und auch die Sicht auf die Gemeinde war eingeschränkt.
In der grauen Kiste (oben rechts) befand sich das Orgelgebläse (siehe auch das Bild weiter unten).
Unten im Bild ist der Pedaltritt für die Pedal-Manual-Koppel erkennbar.
Die Manualtasten haben "negative" Farbgebung.
Im obigen Bild sind das linke und das rechte Registerbrett zusammengefasst.
Die Schilder neben den Manubrien sind schon stark abgenutzt; hier ist die Disposition:
links befinden sich die Manualregister Gedackt 8', Rohrflöte 4', Prinzipal 4' und Prinzipal 2',
rechts befinden sich die Pedalregister Subbass 16' und Choralbass 4' sowie der Motorschalter.
Die Orgelpfeifen sind durch Türen links und rechts vom Spieltisch zugänglich.
Abschließend noch ein Bild vom Orgelwindgenerator. Das Gebläse war in einer schallgedämmten Kiste untergebracht,
die sich auf der Orgelempore rechts vom Organistenplatz befand (siehe auch das Bild weiter oben).
Die Orgel ging an die Kirche St. Josef in Wildenstein (Baden-Württemberg).
© Copyright: Thomas W. H. Koppermann, Bälau (Deutschland)