Thomas Koppermann präsentiert:
(zuletzt geändert:
20.02.2023)
Die 3/11-WURLITZER
® Opus 394
in Celle (Privatbesitz)
In Niedersachsen befindet sich ein mehr als 100 Jahre altes, musikalisches Kleinod -
eine der wenigen amerikanischen WURLITZER®-Theaterorgeln, die es in Deutschland gibt (3/11 = 3 Manuale, 11 Ranks).
Der Theaterorgelfreund Willi W. (Kenner der Szene wissen, wer gemeint ist) hat seine Orgel 1989 aus den USA in seine Heimat und in sein Heim geholt
und seitdem unter unendlichem Einsatz an Freizeit, Studium von Fachliteratur, Unterstützung durch Fachleute in den USA und Deutschland zerlegt,
dokumentiert, die vielen Einzelteile überholt und alles neu zusammengebaut.
Dafür musste sogar sein Haus umgebaut und für die Pfeifenkammer ein großer, perfekt dimensionierter Anbau errichtet werden
(die Konsole selbst steht in einem "Keller", der ursprünglich mal zu einem Schwimmbad ausgebaut werden sollte).
Im November 2008 hatte ich zusammen mit einer Gruppe von Theaterorgelfreunden zum ersten Mal die Gelegenheit,die Orgel zu besichtigen und in einer perfekt arrangierten Vorführung zu hören.
An diesem gelungenen und sehr unterhaltsamen Nachmittag wurde die Orgel erstmalig in ihrer ersten Ausbaustufe vorgeführt.
Die Perkussionsinstrumente (Trommeln, Glockenspiel, Röhrenglocken, Xylophon) und die Spezialeffekte ("Toy Counter")
waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht installiert, so dass dem damals über 70-jährigen, inzwischen über 90-jährigen (!)
Eigentümer und Erbauer die Arbeit an seinem Prachtexemplar nicht ausgehen wird.
Alle Zuhörer waren sich einig in der Meinung, dass diese Orgel perfekt intoniert wurde und einen wunderschönen Klang hat.
Zur Vorgeschichte der Orgel, die von seinem jetzigen Eigentümer genauestens recherchiert wurde(er hat jeden dieser Orte selbst aufgesucht!), hier eine kurze Übersicht:
am 23. Februar 1921 wurde die Orgel im WURLITZER-Werk Tonawanda (USA) für das Warwick Theater in Kansas City gebaut,
in den 30er Jahren kam die Orgel zu einer Radiostation in Dayton (Ohio, USA)
von 1945 bis 1963 stand die Orgel in einer Kirche,
von 1963 bis 1975 in einem Privathaus in Milford (USA),
1975 wurde sie an die Orgelbaufirma Junchen & Collins in Darlington (Illinois, USA) verkauft
und von dort bald weiter an ein Pizza-Restaurant an der Westküste der USA, wo sie über 3 Etagen installiert war,
von 1981 bis 1989 stand sie dann bei einem Wissenschaftler in Kalifornien (USA)
und kam sodann per 40-Fuß-Container nach Deutschland. Der Inhalt (die ca. 800 Pfeifen der 11 Ranks,
der Spieltisch, die Perkussionsinstrumente und der Winderzeuger wogen ca. sechs Tonnen und
konnten dank vieler helfender Hände am Bestimmungsort in nur 2 Stunden ausgeladen werden!)Die Teile der Orgel sind übrigens weitestgehend Originalteile, soweit diese noch zu verwenden waren.
Lediglich die elektronische Steuerung zwischen dem Spieltisch und den Tonerzeugern wurde durch eine moderne
ARTISAN®-Mikroprozessor-Elektronik ersetzt, um den Aufwand mit dem Verlegen von Kabeln in Grenzen zu halten.
Hier folgen nun ein paar weitere Bilder, die ich bei der Vorführung im November 2008 aufgenommen habe:
Die Konsole
Blick in die Pfeifenkammer
Blick in die Pfeifenkammer
Blick in die Pfeifenkammer
Die Perkussionsinstrumente sind hier noch nicht vollständig installiert.
Bei meinen späteren, wiederholten Besuchen in Celle konnte ich dann immer wieder Fortschritte feststellen,
und trotzdem geht die Arbeit an Teilen der riesigen Orgel-Installation dort nicht aus.
© Copyright: Thomas W. H. Koppermann, 23881 Bälau (Schleswig-Holstein, Deutschland)